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AutorenbildSebastian Friedrich

Die finanziellen Schieflage von Hertha BSC Berlin

Katastrophale Zahlen des Konzernabschlusses für das Halbjahr vom 1. Juli 2022 bis 31. Dezember 2022

Hertha BSC befindet sich in einer finanziellen Schieflage das zeigt der kürzlich veröffentlichte Konzernbericht für das Halbjahr vom 1. Juli 2022 bis 31. Dezember 2022. Die Situation ist alarmierend und die Zahlen sind besorgniserregend. Die Schulden des Vereins sind immens und die letzten Reserven sind aufgebraucht. Die Zukunftsaussichten sind düster und der Klub droht in eine noch größere finanzielle Krise zu geraten.


Die Tendenz des Finanzberichts ist jedoch nicht überraschend. Bereits in den vergangenen Berichten des Klubs war ersichtlich, dass sich Hertha BSC auf eine finanzielle Katastrophe zubewegt. Dennoch ist die Geschwindigkeit, mit der der wirtschaftliche Niedergang des Klubs voranschreitet, besorgniserregend.


Negatives Eigenkapital von -15,10 Millionen Euro und Verbindlichkeiten von 90,80 Millionen Euro.


Herthas Finanzbericht zeigt, dass der Klub weiterhin hohe Schulden hat und nicht genügend Geld hat, um diese zu bedienen. Die Zahlen verdeutlichen, dass Hertha in einer prekären Situation steckt. Das negative Eigenkapital beträgt -15,1 Millionen Euro und die Verbindlichkeiten (Schulden) belaufen sich auf 90,8 Millionen Euro, was sogar einen leichten Anstieg gegenüber dem vorherigen Bericht bedeutet. Hertha hat nur noch ein Umlaufvermögen von 26,4 Millionen Euro und ein Anlagevermögen von 59,5 Millionen Euro.

Im vergangenen halben Jahr hat der Klub erneut einen immensen Verlust erwirtschaftet: -44,6 Millionen Euro stehen zu Buche. Das bedeutet, dass der Klub in dieser Saison mit einem Minus von 64 Millionen Euro plant. Die Verbindlichkeiten, die Hertha vor sich herschiebt, sind jedoch bald fällig. Innerhalb der nächsten zwölf Monate sind über 88 Millionen Euro abzubezahlen. Dies bedeutet einen immensen Kraftakt für den Klub.


Die Situation ist also sehr ernst und es gibt noch viele ungelöste Fragen und Probleme, die angegangen werden müssen. Wenn Hertha BSC die finanziellen Herausforderungen nicht bewältigen kann, droht dem Klub eine schwere Zukunft, die von noch größeren Problemen geprägt sein könnte.


Die finanziellen Probleme von Hertha BSC haben ihre Ursachen in einem strukturellen Problem: Die Einnahmen des Klubs sind nicht ausreichend, um die Ausgaben zu decken. Im Finanzbericht zur Hinrunde der aktuellen Saison sind Gehaltskosten in Höhe von 51,3 Millionen Euro verzeichnet, während die Einnahmen bei 66,5 Millionen Euro liegen. Das bedeutet, dass mehr als drei Viertel der Einnahmen direkt in die Gehälter des Klubs fließen. Das ist eindeutig zu viel. Im Vergleich dazu verplanen solide Bundesligisten wie der SC Freiburg oder Mainz 05 ungefähr die Hälfte ihrer Einnahmen für Gehälter.


Wirtschaftliche Unvernunft nach dem Einstieg von Lars Windhorst


Der Größenwahn der ersten Saison nach dem Einstieg von Investor Lars Windhorst im Jahr 2019/20 hat das Gehaltsniveau langfristig angehoben. Allerdings ist das nicht die einzige Ursache für die finanzielle Schieflage von Hertha BSC. Die Verantwortlichen des Vereins beteuern bereits seit anderthalb Jahren, dass sie die Gehälter senken wollen. Trotzdem steigen die Gehälter weiter an. In der Hinrunde der aktuellen Saison sind die Gehälter um fast fünf Millionen Euro höher als zur Winterpause der Vorsaison. In diesen Zahlen sind nicht nur die Spieler einberechnet, sondern auch alle Mitarbeiter sowie die Geschäftsführung. Die Belegschaft wurde zudem erst unter dem ehemaligen Geschäftsführer Fredi Bobic enorm vergrößert.


Hertha BSC hat in der Vergangenheit teure Transfers getätigt, für die hohe Ablösesummen und lange Vertragslaufzeiten vereinbart wurden. Dadurch ergaben sich für den Verein hohe Verpflichtungen, die auch in schlechteren Zeiten bedient werden müssen. Spieler wie Krzysztof Piatek, Dodi Lukebakio oder Lucas Tousart haben beispielsweise noch mehrere Jahre Vertragslaufzeit und erhalten dementsprechend ihre hohen Gehälter. Die hohen Ablösesummen, die für die Transfers bezahlt wurden, müssen zudem über mehrere Jahre hinweg anteilig abgeschrieben werden. So muss Hertha für den Kauf von Lukebakio beispielsweise jedes Jahr 4,12 Millionen Euro abschreiben, was zu erheblichen Verlusten in der Gewinn- und Verlustrechnung führt. Dies ist nur ein Beispiel für die Belastung, die durch teure Transfers aus vergangenen Jahren entsteht und die Hertha BSC auch jetzt noch beeinträchtigt.

Bundesliga-Lizenz gefährdet

Es ist derzeit noch unklar, ob Hertha BSC die Bundesliga-Lizenz erhalten wird. Hertha muss nachweisen, dass sie wirtschaftlich handlungsfähig sind und bis zum Ende der Saison 2023/24 einen konkreten Plan vorlegen, der auf eine schwarze Null im Juni 2024 hinausläuft. Aus dem öffentlichen Finanzbericht geht nicht hervor, wie genau Herthas Plan aussieht. Die Unterlagen, die die DFL erhalten wird, sind allerdings umfangreicher und Hertha hat noch viel Arbeit vor sich. Vage Pläne wie mögliche Transfereinnahmen oder geplante Anteilsverkäufe werden wahrscheinlich nicht ausreichen. Herthas Geschäftsführer Thomas Herrich sagte auf Anfrage, dass der Verein noch dabei sei, die Unterlagen zu erstellen. Die DFL äußert sich grundsätzlich nicht zu einzelnen Klubs vor Abschluss des Verfahrens.


Es erscheint unwahrscheinlich, dass Hertha direkt die Lizenz verweigert wird. In der Vergangenheit fand sich meistens jemand, der einem Bundesligisten Geld leiht - ein Investor, die Bank oder sogar die Landesregierung über eine Bürgschaft. Eine Kompromiss-Lösung könnte auch eine Lizenz unter Auflagen sein. Vor allem bei negativem Eigenkapital griff die Liga in der Vergangenheit bereits zu diesem Mittel. Hertha müsste dann zum Beispiel ein vorgegebenes Transferplus erzielen und die Überwachung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung wäre noch strenger. Bis zur Entscheidung über die Lizenz hat Hertha noch etwas Zeit. Die endgültige Entscheidung fällt erst zum Saisonende, nachdem die DFL mit dem Verein im Dialog war.


Hertha BSC versucht, seine finanzielle Situation zu verbessern, indem es Einnahmen aus Spielerverkäufen und zukünftigen Verträgen wie dem Vorauszahlungsvertrag mit Nike nutzt. Der Klub könnte auch eine Kreditlinie von bis zu 35 Millionen Euro von der Bank nutzen, um Schulden zu bedienen. Eine große Herausforderung besteht jedoch darin, im November 2023 eine Einmalzahlung von 40 Millionen Euro aus einer Nordic Bond-Anleihe zurückzuzahlen. Hertha hat angekündigt, alle Finanzierungsmodelle zu prüfen, um diese Zahlung zu leisten. Es wird jedoch spekuliert, dass der Klub wahrscheinlich weitere Schulden aufnehmen muss, um diese Rückzahlung zu leisten. Langfristig würde das jedoch nur dazu führen, dass sich die finanziellen Probleme des Vereins in die Zukunft verschieben.


Geld durch den neuen Eigentümers 777 Partners

Nach dem Deal mit den neuen Eigentümer 777 Partners aus Nordamerika, die die Anteile an der Profiabteilung des Clubs, die bisher einer Firma von Investor Lars Windhorst gehörten, übernahmen, könnte der Verein vorerst finanziell wieder etwas Luft bekommen. Der Preis wurde nicht bekannt gegeben, soll aber erheblich unter den 374 Millionen Euro liegen, die Windhorst für etwa zwei Drittel der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA insgesamt bezahlt hatte.


Die anwesenden Personen bei Hertha waren am Samstag ausnahmslos erleichtert. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass 777 Partners zusätzliches Geld durch eine Kapitalerhöhung zur Verfügung stellen wird. "Die Erweiterung der Beteiligung gibt uns Planungssicherheit auf unserem Weg, Hertha BSC mit viel Fleiß, Leidenschaft und Demut im sportlichen wie wirtschaftlichen Bereich zu konsolidieren", sagte Geschäftsführer Thomas E. Herrich. Es geht um insgesamt rund 100 Millionen Euro; ein Teil davon soll sofort fließen, um die Löcher im Etat zu stopfen.

777 Partners hat bereits im Hintergrund bei diversen Personalentscheidungen mitgewirkt und soll auch in Zukunft strategisch eingreifen. Die Amerikaner versprechen, die deutschen Besonderheiten zu achten und mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um Hertha dabei zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Allerdings sorgt der Einstieg des neuen Eigentümers bei einigen Fans für Skepsis. Ein Transparent der Ultras aus der Ostkurve des Olympiastadions warnte vor einem "Kontrollverlust für schnelles Geld - 50+1 nur noch auf dem Papier?!".

Im Falle eines Abstiegs würde Hertha BSC mit erheblichen Einbußen bei den Vermarktungserlösen konfrontiert und müsste den direkten Wiederaufstieg erst einmal schaffen. Eine Lizenzvergabe durch die DFL wäre in diesem Fall schwieriger zu erreichen, da der Klub dann erklären müsste, wie er die Finanzierungslöcher stopfen will. Ein Abstieg wäre für Hertha BSC also unbedingt zu vermeiden.


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